Die Wechseljahre markieren eine tiefgreifende Veränderung im Leben vieler Frauen. Diese Phase ist oft von körperlichen, emotionalen und mentalen Herausforderungen geprägt. Doch sie kann auch eine Gelegenheit für persönliches Wachstum und innere Stärke sein. Resilienz spielt dabei eine Schlüsselrolle: Wie können Frauen in den Wechseljahren ihre Widerstandskraft stärken und diesen Übergang aktiv gestalten?
Warum müssen wir über die Wechseljahre sprechen?
In Deutschland befinden sich rund 9 Millionen Frauen zwischen 40 und 55 Jahren in der Peri- oder frühen Postmenopause – Tendenz steigend. Weltweit wird bis 2025 etwa eine Milliarde Frauen in dieser Lebensphase sein. Mindestens ein Drittel davon hat starke Beschwerden aufgrund der körperlichen und mentalen Umstellung in dieser Phase. Trotz der enormen Zahl an Betroffenen bleibt das Thema oft ein gesellschaftliches Tabu. Besonders problematisch ist dies in Berufen mit hoher Frauenquote, wie Pflege, Bildung und Dienstleistung, in welcher der Fachkräftemangel ohnehin schon groß ist. Die Stigmatisierung und das fehlende Bewusstsein für die Herausforderungen der Wechseljahre führen zu häufigeren Krankheitsständen, unerklärten Leistungsabfällen und einer unterschätzten Belastung der betroffenen Frauen.
Die Auswirkungen der Wechseljahre auf Unternehmen
Ein besonders wichtiger Aspekt der Wechseljahre ist ihr Zusammenhang mit psysischen Erkrankungen wie zum Beispiel Burnout und Depressionen. Untersuchungen zeigen, dass Frauen zwischen 50 und 59 Jahren die höchste Burnout-Diagnoserate haben. Viele Symptome der Wechseljahre – wie chronische Erschöpfung, Schlafstörungen, emotionale Instabilität und Konzentrationsschwierigkeiten – überschneiden sich mit denen von psysischen Erkrankungen. Doch da das Wissen um diese Zusammenhänge in der Arbeitswelt oft noch unzureichend ist, werden betroffene Frauen nicht selten als weniger belastbar wahrgenommen oder fühlen sich selbst in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt.
Für Unternehmen bedeutet dies nicht nur eine erhöhte Zahl an krankheitsbedingten Ausfällen, sondern auch eine oft unterschätzte Verringerung der Produktivität. Das kann langfristig zu höheren Fluktuationsraten und einem Verlust wertvoller Expertise führen. Betriebe, die sich aktiv mit dem Thema Wechseljahre auseinandersetzen und betroffene Mitarbeiterinnen gezielt unterstützen, profitieren von einer stärkeren Mitarbeiterbindung, reduzierten Fehlzeiten und einer insgesamt gesünderen Arbeitskultur.
Was passiert während der Wechseljahre?
Die Wechseljahre sind ein hormoneller Übergang, der sich über mehrere Jahre erstreckt und in verschiedene Phasen unterteilt ist:
Prämenopause (Beginn ab ca. 35 Jahren): Erste hormonelle Schwankungen treten auf, oft begleitet von unregelmäßigen Zyklen, PMS, Schlafproblemen und erhöhter Reizbarkeit.
Perimenopause (Beginn ab ca. 40 Jahren): Die hormonelle Produktion sinkt stärker, was zu Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Gedächtnisproblemen, Gewichtszunahme und erhöhter Stressanfälligkeit führen kann.
Menopause: Bezeichnung für die letzte Periode/Blutung
Postmenopause (Beginn ca. 1 Jahr nach der Menopause – ca. 65 Jahre): Der Körper hat sich auf den neuen Hormonspiegel eingestellt, doch langfristige gesundheitliche Folgen wie Osteoporose oder Herz-Kreislauf-Probleme können verstärkt auftreten.
Die Schlüsselhormone in dieser Zeit sind:
Östrogen: Einfluss auf Haut, Knochen, Herz-Kreislauf-System und kognitive Funktionen.
Progesteron: Unterstützt Schlaf, Entspannung und emotionale Ausgeglichenheit.
Testosteron: Fördert Muskelaufbau, Libido und mentale Klarheit.
Ein Ungleichgewicht dieser Hormone kann Symptome wie Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Angstzustände und Erschöpfung verstärken. Besonders problematisch: Viele Symptome werden nicht sofort den Wechseljahren zugeordnet und bleiben dadurch unbehandelt oder falsch behandelt.
Wechseljahre und Resilienz – Wo ist da der Zusammenhang?
Resilienz ist die Fähigkeit, Herausforderungen aktiv zu bewältigen, anstatt sich ihnen ausgeliefert zu fühlen. Gerade in den Wechseljahren kann eine resiliente Haltung dabei helfen, mit den körperlichen und emotionalen Veränderungen umzugehen. Frauen, die zum Beispiel lernen, ihre Emotionen und Bedürfnisse bewusst wahrzunehmen und ihren Alltag flexibel an neue Herausforderungen anzupassen, erleben weniger Stress und erhalten ihre Lebensqualität.
Wie kann Resilienz gestärkt werden – Mindset, Skillset, Feelset & Toolset
Ein resilientes Mindset hilft dabei, die Wechseljahre als Übergang und nicht als Verlust zu begreifen. Um die Wechseljahre nicht nur zu überstehen, sondern auch aktiv zu gestalten, sind ebenso praktische Fähigkeiten und Techniken entscheidend:
• Mindset: Selbstfürsorge priorisieren, Wissensaneignung sowie die Akzeptanz der Veränderungen und ein positiver Blick auf die neuen Möglichkeiten.
• Skillset: Selbstwahrnehmung, Kommunikation der eigenen Bedürfnisse und bewusster Umgang mit Stressoren.
• Feelset: Umgang mit Emotionen, das Erkennen von Bedürfnissen hinter Ängsten oder Trauer und das bewusste Fördern positiver Gefühle.
• Toolset: Entspannungsübungen wie Meditation oder Atemtechniken, Ernährungsanpassungen zur Unterstützung des Hormonhaushalts und Bewegung als Mittel gegen Stress und Gewichtszunahme.
Warum brauchen wir mehr Sichtbarkeit für dieses Thema?
Die Wechseljahre sind nicht nur ein individuelles, sondern auch ein gesellschaftliches Thema. Folgende Maßnahmen können helfen, den Umgang mit dieser Lebensphase zu verbessern:
• Aufklärung und Bildungsangebote: Frauen sollten frühzeitig über die Wechseljahre und ihre Auswirkungen informiert werden – sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld.
• Bessere medizinische Versorgung: Mehr spezialisierte Ärzt:innen und eine verbesserte Ausbildung im Gesundheitssektor können helfen, Wechseljahresbeschwerden ernst zu nehmen und gezielt zu behandeln.
• Unterstützung in Unternehmen: Flexible Arbeitszeiten, Verständnis von Vorgesetzten und ein offener Umgang mit dem Thema reduzieren Stress und fördern die Arbeitszufriedenheit.
Fazit: Die Wechseljahre als Chance begreifen
Wechseljahre sind kein Ende, sondern ein Übergang in eine neue Lebensphase. Mit der richtigen mentalen Haltung, einem gestärkten Körperbewusstsein und praktischen Techniken lassen sich die Herausforderungen dieser Zeit meistern. Letztendlich sind sie ein jahrelanges Resilienztraining – und eine Einladung, das eigene Leben bewusster und zufriedener zu gestalten. Unternehmen, die ihre Mitarbeiterinnen in dieser Phase unterstützen, profitieren langfristig von einer gesünderen, produktiveren und zufriedeneren Belegschaft.